Die Lebensweise des frühen Homo sapiens unterschied den am Anfang nicht grundlegend von der seiner Vorfahren. Er trat in Gruppen auf, war Jagdstratege und ein kenntnisreicher Sammler essbarer Pflanzen. Er erfand Geräte wie die Speerschleuder. Diese verbesserte die Durchschlagskraft und Zielgenauigkeit des Speerwurfs enorm.
Gegen Ende des Pleistozäns, um 10.000 vor Christus, optimierte der moderne Mensch seine Jagdmethode mit Pfeil und Bogen. Mit Nadeln aus Knochen nähte er bessere und dichtere Kleidung.
Daneben gelang ihm die älteste Domestikationsleistung überhaupt.
Er zähmte Wölfe und züchtete den Hund. Isegrims Abkömmling – das einzige von Jägern und Sammlern domestizierte Haustier – wurde nicht verspeist. Er diente dem Menschen von Anfang an als Begleiter und Gehilfe für Jagd und Wacht. Hunde können Gesten und Mimik des Menschen bis heute besonders gut deuten, was die Kommunikation und das Zusammenleben (sofern es der Mensch zulässt) erleichtert.
Das Doppelgrab von Oberkassel
Zwei Arbeiter entdeckten im Februar 1914 beim Schuttabfahren im Steinbruch „Am Stingenberg“ (in der Nähe von Bonn-Oberkassel) Knochen, die sie als menschliche Überreste erkannten. Die Gebeine und dass sie umgebende Erdreich waren rötlich verfärbt. Die Knochen waren in gutem Zustand, zwei Schädel fast unversehrt. Die Arbeit wurde unterbrochen und der Oberkasseler Lehrer Franz Kissel sorgte dafür, dass der Fund gesichert wurde. Unter einem der Schädel entdeckte man einen etwa 20 cm langen, schmalen Knochengegenstand, der an einem Ende verziert war.
Wenig Beachtung im Vergleich zu den Skeletten und den Kulturbeigaben schenkten die Wissenschaftler, die nach der Entdeckung des Grabes den Oberkasseler Fund auswerteten, den gefundenen Tierknochenresten.
Ein Fehler, wie sich noch herausstellen sollte.
Mitte der 1980er Jahre wurden die Tierknochen des Doppelgrabes erneut untersucht. Dabei kam es teilweise zu einer Revision der Befunde, die schon 1919 veröffentlicht wurden. Irrtümlicherweise wurden damals auch Luchs (Lynx lynx) und Reh (Capreolus capreolus) bestimmt, diese Knochen sind jedoch aus heutiger Sicht dem im Doppelgrab gefundenen Haushund zuzuordnen. Die Fauna lässt auf eine lichte Waldbedeckung schließen, wie sie für die Bestattungszeit typisch ist.
In der Zusammenfassung der Ergebnisse der jüngeren Forschung, sind die im Tiermaterial von Oberkassel früher dem Wolf zugeschriebenen Caniden-Überreste von besonderer Bedeutung.
Der morphologische und metrische Vergleich zeigt, dass die Summe von Domestikationsmerkmalen für einen Haushund spricht. Selbst bei entsprechender Vorsicht kann also von einer spätpaläolithischen Haustierwerdung des Wolfes gesprochen werden.
Das Doppelgrab von Oberkassel enthielt also die Skelette eines etwa 50 Jahre alten Mannes, einer 20- bis 25-jährigen Frau sowie die Überreste eines Hundes. Der Haushund von Oberkassel, der vor ungefähr 14.000 Jahren den jagenden Menschen der Cromagnon-Rasse begleitete, ist somit das bisher älteste Haustier der Menschheit.
Forensische Gesichtsrekonstruktion
Das Auftreten des Haushundes in Oberkassel und das fast gleichzeitige Auftreten erster Haushunde in Mitteleuropa, im Vorderen Orient, in Fernost und in Nordamerika lässt an mehrere voneinander unabhängige Zentren der Wolfsdomestikationen im Jungpaläolithikum vermuten.
Eine 2013 publizierte Untersuchung der mtDNA von 18 prähistorischen Caniden aus Eurasien und Amerika lässt hingegen die Schlussfolgerung zu, dass der Ursprung der Domestikation des Wolfes im heutigen Europa zu suchen ist. Und zwar in einem Zeitfenster zwischen 32.000 und 18.000 Jahren vor unsrer Zeitrechnung (v. Chr.).
Der Hund von Oberkassel war dabei eines der untersuchten Exemplare und war somit bereits vor rund 14.000 Jahren nicht nur Freund und Helfer, sondern ein wichtiges Mitglied der menschlichen Familie.
Einer von uns (Rekonstruktion)
Sozialisation
Auch bei Hunden wird der Begriff Sozialisation verwendet, um den Prozess zu kennzeichnen, bei dem der Hund sich mit seiner Umwelt auseinandersetzt, ihre Regeln kennenlernt und Bindungen eingeht. Sozialisation findet besonders intensiv während der ersten Lebensmonate statt. Bereits beim Welpen finden – entsprechende Haltungsbedingungen vorausgesetzt – folgende Prozesse statt:
Die wichtigste Sozialisierungsphase des Hundes erstreckt sich in etwa von der 3. bis zur 12. Lebenswoche. Grundlage ist die Ausreifung der Sinnesorgane und die Entwicklung motorischer Fähigkeiten. Die Sozialisation mit Artgenossen findet dabei mit drei bis acht Wochen etwas früher statt als die mit Menschen (5.–12. Woche).
In dieser Zeit lernen Hunde neue Verhaltensweisen und entwickeln für erwachsene Hunde typische Bewegungen sowie Nahrungsaufnahme-, Kot- und Harnabsatzverhalten. Sie lernen die arteigene Körpersprache, zeigen spielerisches Bellen und Beißen, erlernen die Beißhemmung und das Lesen der menschlichen Körpersprache.
Die Entwicklung jedes Hundes wird überwiegend von seiner Sozialisation und Erziehung bestimmt. Sozialisationsprozesse, die in den ersten 14 Lebenswochen nicht stattfinden, können nicht mehr vollständig nachgeholt werden. Ein Hund ohne Sozialisation bis zur 14. Lebenswoche ist praktisch nicht (oder sehr schlecht) erziehbar und/oder trainierbar. Mit der Sozialisierungsphase ist der Erwerb sozialer Fähigkeiten jedoch nicht abgeschlossen, und sie werden auch nur durch lebenslange soziale Interaktionen aufrechterhalten.
Basierend auf einer Empfehlung von Scott und Fuller von 1965 hat sich die Meinung entwickelt, dass es gut sei, Welpen spätestens im Alter von acht Wochen von Mutter und Geschwistern zu trennen.
Ádám Miklósi wendet zurecht dagegen ein, es gebe keinen Grund, die Trennung derart früh vorzunehmen, insbesondere wenn der Welpe beim Züchter bessere Bedingungen für die Sozialisation habe als beim späteren Halter, da eine Sozialisation in diesem Alter der Hunde noch nicht spezifisch für bestimmte Menschen sei und Hunde, die gute Erfahrungen mit Menschen machen, sich meist später auch gut mit anderen Menschen sozialisieren lassen.
Lebenserwartung
Große Hunde altern schneller als kleine Hunde, weshalb kleine Hunde grundsätzlich eine höhere Lebenserwartung als große Hunde haben. So können Rassen wie der Dackel ein Alter von bis zu 15 Jahren erreichen, in Ausnahmefällen gar 20 Jahre. Größere, schwere Rassen wie etwa die Deutsche Dogge werden kaum älter als 9 Jahre. Die Ursache für das schnellere Altern großer Hunderassen ist noch weitgehend ungeklärt. Diskutiert wird beispielsweise der Einfluss des insulinähnlichen Wachstumsfaktors 1 (IGF-1). Kleinere Hunde exprimieren weniger IGF-1 (Genexpression, auch kurz Expression oder Exprimierung, bezeichnet, im weiten Sinn, wie die genetische Information – eines Gens (Abschnitt der DNA) – zum Ausdruck kommt und in Erscheinung tritt, also wie der Genotyp eines Organismus oder einer Zelle als Phänotyp ausgeprägt wird).
Ein im IGF1-Gen vorhandener Einzelnukleotid-Polymorphismus bewirkt bei kleinen Hunden deren geringeren Wuchs und möglicherweise auch deren verzögertes Altern.
Laut Guinness-Buch der Rekorde hält der Rekord für den ältesten Hund die Australian Kelpie Hündin Maggie.
Maggie ist 2016 im Alter von 30 Jahren gestorben.